Veranstaltung: | 40. Ordentliche Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | EV Energie- und Verkehrswende |
Antragsteller*in: | Dr. Philipp Schmagold (KV Kiel) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 27.09.2016, 15:44 |
EV-04 (vormals V-09): Noch 19 Jahre: Die Energiewende erheblich beschleunigen und das 1,5°C-Ziel sehr ernst nehmen!
Antragstext
Wir GRÜNE werden unsere Energiewende-Ziele neu definieren und zwar noch anspruchsvoller als
bisher. Anlass ist die von Greenpeace beauftragte Studie „Was bedeutet das Pariser Abkommen
für den Klimaschutz in Deutschland?“ zur Frage, welche Wirkung das beschlossene 1,5°C-Ziel
in Deutschland entfalten müßte, wenn man es ernst nimmt. Und wir nehmen diese Ergebnisse
sehr ernst, denn es gibt keinen Planeten B.
Unser GRÜNER-Anspruch nach Paris lautet daher:
Ab dem Jahr 2020 sollen keine neuen Heizöl, Kohle- oder Erdgas-Heizungen installiert
werden.
Kohleausstieg bis 2025 (bisher forderten wir 2030).
Ab 2025 soll der Verkauf von Neufahrzeugen mit Benzin- und Dieselmotoren eingestellt
werden, wir setzen vielmehr auf die Vielfalt der Antriebe mit erneuerbaren Energien.
Bis 2030 die Stromproduktion zu 100% durch erneuerbare Energien decken, wobei durch
erheblich gesteigerte Elektromobilität, Wärmepumpen usw. (Sektorkopplung) etwa mit dem
doppelten Elektrizitätsbedarf im Vergleich zu heute zu rechnen ist.
Bis 2035 die Wärmeproduktion zu annähernd 100% durch Erneuerbare decken (bisher
planten wir 2040).
Diese zeitlichen Zielvorstellungen setzen erhebliche Eingriffe in die Art unserer
Energieproduktion und unseres Energieverbrauchs voraus, werden aber in der Folge unser Klima
entlasten, für viele Energiewende-Arbeitsplätze sorgen und die Wirtschaft weltweit zu
Innovationen antreiben. Diese Ziele wirken sich dann im Idealfall auf die Ziele der
einzelnen Landesplanungen, Regionalplanungen usw. aus. Denn die Wende in der Energiepolitik
hin zu Sonne, Wind, Wasser und mehr Energieeffizienz geht uns gerade nach Paris zu langsam.
Schwarz-Rot zeigt, dass sie im Bund und in den Ländern den Ausbau der Erneuerbaren Energien
deckeln und wirksam ausbremsen. Braun- und Steinkohle verursachen sehr hohe klimaschädliche
CO2-Emissionen, setzen jährlich viele Tonnen Quecksilber frei und schädigen Haut und Lungen.
Der Braunkohletagebau ruiniert großflächig unsere Landschaften. Das weltweite Klimaproblem
kriegen wir nur dann gelöst, wenn die Kohle da bleibt, wo sie ist: Unter der Erde. Wir
wollen das Bergrecht novellieren, um neue Braunkohletagebau zu verhindern.
Mit der sozial-ökologischen Energiewende im Wärmebereich schaffen wir energetische Teilhabe
für alle. Schließlich sind die Wärmekosten ein größerer Faktor als die Stromkosten. Es ist
unser Ziel, dass nach und nach alle Häuser in Deutschland auf Niedrigenergiehaus-Niveau
saniert werden und der verbleibende Wärmebedarf durch Erneuerbare Energien gedeckt wird.
Denn die Sonne schickt keine Rechnung.
Wir Grüne stehen gleichzeitig weiterhin klar zum Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland
spätestens Ende 2022. Wir wollen weltweiten Klimaschutz - ohne, dass dafür einige
Landstriche und alle dortigen Menschen Lebewesen mit atomarer Strahlung verseucht werden und
wir noch mehr strahlenden Atommüll anhäufen. Der Weg weg von fossilen Energien und Atom ist
auch vorausschauende Friedenspolitik und kann Fluchtursachen reduzieren. Die Erfahrung
anderer industrieller Entwicklungen macht Hoffnung: Technologische Sprünge sind möglich und
machbar, wir schaffen das auch in 19 Jahren, wenn wir mitgestalten dürfen.
Wer uns GRÜNE auf diesem Weg begleitet, …
• möchte ab 2020 keine neuen Erdöl-, Kohle- und Erdgas-Heizungen mehr.
• tritt für den Kohleausstieg bis 2025 ein.
• stellt ab 2025 den Verkauf von Neufahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotor ein und auf die
Vielfalt der Antriebe mit erneuerbaren Energien um.
• will 100 % erneuerbarer Elektrizität bis 2030.
• fordert annähernd 100% erneuerbare Wärme bis 2035.
• sorgt für einen schnellen und endgültigen Atomausstieg.
• freut sich auf mehr Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien.
• steht für konsequenten Klimaschutz in Deutschland, Europa und der Welt.
• will die Bürger*innen-Energiewende mit ihren Möglichkeiten der sinnvollen und lokalen
Geldanlage zum globalen Erfolgsmodell machen.
Unsere Ziele werden bundesweit von vielen Energiewender*innen unterstützt, darunter Hans-
Josef Fell und Dr. Hermann Ott.
Es wird beantragt, diese Forderungen an geeigneter Stelle in unser Bundestagswahlprogramm
aufzunehmen.
Begründung
"Wird das mittlere Ausbautempo erneuerbarer Energien von den Jahren 2000 bis 2015 weiter fortgesetzt, dauert die deutsche Energiewende noch weit über 100 Jahre. Um den Pariser Klimaschutzverpflichtungen gerecht zu werden, muss das derzeitige Tempo der Energiewende und damit der Umstieg auf erneuerbare Energien um den Faktor vier bis fünf gesteigert werden. Die Reduktion des Photovoltaikzubaus der letzten Jahre und die aktuellen politischen Planungen, den Windenergieausbau zu verlangsamen, laufen damit den Klimaschutzbekenntnissen diametral entgegen. Vielmehr ist ein baldiger Ausstieg aus der Kohleverstromung anzustreben." Prof. Dr. Quaschning, http://www.volker-quaschning.de/publis/studien/sektorkopplung/Sektorkopplungsstudie.pdf
Weitere Antragsteller*innen
- Hans-Josef Fell, KV Bad Kissingen
- Dr. Hermann Ott, KV Wuppertal
- Claudia Reinke, KV Herzogtum Lauenburg
- Kristian Petrick, KV Berlin Mitte
- Birgit Schäfer-Oelmayer, KV Ulm
- Dieter Flohr, KV Fürth-Land
- Barbara Poneleit, KV Forchheim
- Thomas Schäfer, KV Bremerhaven
- Ingrid Bäumler, KV Mayen-Koblenz
- Frithjof Rittberger, KV Tübingen
- Evita Haupt, KV Limburg-Weilburg
- Fritz Lothar Winkelhoch, KV Oberberg
- Krystyna Grendus, KV Odenwald-Kraichgau
- Walter Meyer, KV Rems-Murr
- Ingrid Lambertus, KV Mainz
- Andreas Baier, KV München
- Claudia Laux, KV Bernkastel-Wittlich
- Stephan Wiese, KV Stormarn
- Anna Mebs, KV Kitzingen
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